Bei einer koronaren Herzerkrankung oder nach einem Infarkt ist ein Blutverdünner oft das Mittel der Wahl. Das dabei sehr häufig eingesetzte Medikament Clopidogrel wirkt leider nicht bei allen Patient:innen gleichermassen. Pharmakogenetische Tests schaffen hier Gewissheit oder zeigen mögliche wirkungsvollere Alternativen auf.
Bei Clopidogrel, einem Medikament zur Verhinderung von Blutgerinnseln, ist die Pharmakogenetik besonders relevant. Clopidogrel ist ein Prodrug, welches im Körper in seine aktive Form umgewandelt werden muss. Einige Menschen haben genetische Varianten, die ihre Fähigkeit zu einer Metabolisierung von Clopidogrel beeinträchtigen, was zu einer verminderten Wirksamkeit oder zu einer Unwirksamkeit des Medikaments führen kann. Die Pharmakogenetik kann helfen, diese Patient:innen zu identifizieren, ihnen eine angepasste Dosis zu verschreiben oder eine alternative Therapie anzubieten, um das Therapieziel, die Risikominderung für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall, zu erreichen.
Die Vorteile der Pharmakogenetik bei Clopidogrel liegen also in der Möglichkeit, eine personalisierte Therapie anzubieten, die auf die genetischen Merkmale des Einzelnen abgestimmt ist. Dies kann dazu beitragen, die Wirksamkeit der Behandlung zu maximieren und das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.
CYP2C19 ist ein wichtiges Enzym, das an der Metabolisierung verschiedener Medikamente wie auch Clopidogrel beteiligt ist. Genetische Variationen in CYP2C19 können die Aktivität dieses Enzyms beeinflussen und damit die Wirksamkeit von Medikamenten, die durch dieses Enzym metabolisiert werden. Es gibt mehrere bekannte Genvarianten von CYP2C19, die zu unterschiedlichen metabolischen Phänotypen führen können. Die Phänotypen Intermediate Metabolizer (IM) und Poor Metabolizer (PM) sind dabei besonders relevant. Intermediate Metabolizer (IM) haben eine reduzierte enzymatische Aktivität aufgrund einer oder mehrerer Varianten in CYP2C19. Dies führt im Falle von Clopidogrel dazu, dass es nicht hinreichend in die aktive Wirksubstanz umgewandelt werden kann.
Poor Metabolizer (PM) haben aufgrund zweier nicht-funktionaler Allele nur eine geringe bis keine enzymatische Aktivität was eine Umwandlung in die aktive Wirksubstanz verhindert. Die Häufigkeit dieser Genvarianten variiert stark zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen. Etwa 2-15% der Bevölkerung sind Poor Metabolizer, während die Häufigkeit von Intermediate Metabolizern noch deutlich höher liegt.